Ich glaube es gibt im Kraftdreikampf keinen größeren Streitpunkt als die Frage „raw oder equipped?“. Die einen sprechen davon, dass lediglich raw-Powerlifting echtes Powerlifting sei, da hier wirklich die Stärkeren gewinnen und nicht die Athleten mit dem besten Equipment-handling. Andere Athleten fallen durch intensiven Equipmentgebrauch verbunden mit guten Leistungen damit auf, während ihre raw-Werte nicht besonders hervorstechen.

Allein diese Streitfrage könnte ohne Frage das Thema eines Artikels darstellen. Ich will in diesem Artikel jedoch die verschiedenen Equipment-Marken thematisieren und wie sich diese auszeichnen. Es wird vieles sicherlich nur angerissen, ich kann auch keine Garantie für Vollständigkeit geben und vieles wird meinen persönlichen Erfahrungen und Eindrücken entsprechen. Ich selbst nutze schon einige Jahre Equipment, liebe aber auch raw-Powerlifting. Raw stark zu sein ist für mich bemerkenswert, aber auch gutes Equipment-handling stellt für mich eine herausragende Leistung dar.

stayfocused.de

Welches Equipment die Athleten benutzen ist extrem individuell, der Markt ist hier nicht klein und zu jedem passt etwas anderes besser als zu anderen.

Bankdrückshirts

Hier will ich zunächst auf die Shirts von TITAN eingehen. Das „Fury“ und das „F6“ werden häufig als Einsteigershirts bezeichnet. Das „Fury“ ist für den flach liegenden Bankdrücker entwickelt worden, das „F6“ für Athleten die mit einer Brücke drücken. Beide Shirts haben keinen zu harten Kragen und auch die Ärmel sind nicht zu eng geschnitten.

Verbreiteter sind „Katanas“ und das „Super Katana“. Beide Shirts sind als fortgeschrittener zu bezeichnen, das „Katana“ ist dabei eher als leichter zu handlen anzusehen. Das Material ist das gewohnte von TITAN und die Passform hier schon recht eng. Die Spannung dieser Shirts (generell der von TITAN) kommt mehr von der Brust her. Das bedeutet, dass der Brustbereich recht eng geschnitten ist und die Ärmel nicht zu eng sind. Dadurch hat man einen enormen Schub von der Brust weg, während der Support jedoch im Lockout kaum noch vorhanden ist.

Daher ist gerade die Trizepskraft und Lockoutpower bei diesen Shirts sehr wichtig, da man sonst im oberen Bereich der Bewegung stecken bleibt. Ein explosives Wegdrücken von der Brust ist extrem wichtig. Auch die Ellenbogenposition sollte man beachten: Um mit einem drückbaren Gewicht auf die Brust runterzukommen, sollte man die Ellenbogen leicht ausstellen, also nicht zu weit „rein nehmen“, wie es sonst gerade beim raw-Drücken empfehlenswert ist.

Das „Super Katana“ ist ähnlich wie das „Katana“, jedoch ist hier der Kragen noch verstärkt, was die Härte des Brustbereichs weiter verstärkt. Wenn man das Katana aber gut beherrscht, sollte auch das „Super Katana“ als weitere Steigerung verwendbar sein. Inzwischen gibt es sogar „Super Katana lowcuts“ auf dem Markt und wird bereits von vielen Equipment-Spezialisten verwendet. Hier ist der Kragen noch etwas tiefer geschnitten, womit man den wohl bestmöglichen Schub von der Brust weg bekommen kann.

Getestet habe ich auch schon die Shirts von INZER. Hier möchte ich aber weniger auf die älteren Modelle, sondern nur auf das heute gängigste „Rage X“ eingehen. Hier ist der Unterschied zu den oben beschriebenen TITAN-Shirts in erster Linie, dass beim „Rage X“ der Schub von den Ärmeln her kommt. Das bedeutet, dass der Brustbereich nicht zu eng ist, sondern die Ärmel sehr eng geschnitten sind. Hier ist es wichtig, die Ellenbogen im Gegensatz zu den TITAN-Shirts innen zu lassen beim Drücken. Der Support von der Brust weg ist nicht so stark wie z.b. beim Super Katana, dafür ist der Schub konstanter über den Bewegungsweg vorhanden.

Teilweise sieht man auch noch Bankdrückshirts von METAL, diese habe ich aber noch nie getestet. Der Ruf ist nicht der schlechteste was den Support angeht, jedoch sollen diese Shirts recht schnell verschleißen wie ich gehört habe.

Kniebeugeanzüge

Hier will ich mit der eben zuletzt genannten Marke METAL anfangen. Ich habe mit diesen Anzügen persönlich die besten Erfolge erlangt. Bei den METAL-Anzügen kommt der Schub mehr durch die sehr breiten Träger. Die Anzüge haben in meinen Augen eine eher „angenehme“ Passform, sitzen wie eine zweite Haut ohne jedoch zu sehr einzuengen. Grade der Hüftbereich ist eher weit gehalten, in meinen Augen erleichtert das das Erreichen der Wettkampftiefe enorm. Von METAL gibt es neben den alten Anzügen die „Vikings“, die aus einem recht weichen Stoff hergestellt sind. Am populärsten sind aber sicherlich die „King“-Anzüge. Hier hat METAL ein im Vergleich zu den alten Anzügen härteres Material verwendet, was zu einem guten Support beim Beugen verhilft. Übrigens benutze ich auch die Kniebeugeanzüge von METAL für das Kreuzheben.

Der Gebrauch von Equipment KraftdreikampfÄhnlich wie beim Bankdrücken ist jedoch auch beim Kniebeugen TITAN inzwischen Vorreiter. Viele Athleten nutzen den „Centurion“ oder den „Super Centurion“. Diese Anzüge zeichnen sich durch eine sehr enge Passform im Bein- und Hüftbereich aus, was einem zu einem enormen Schub von der tiefsten Position nach oben verhilft. Der „Super Centurion“ hat bei mir zum Teil sehr tief eingeschnitten, ich fand es persönlich auch nicht einfach eine gültige Tiefe zu erreichen.

Die Träger dieser Anzüge sind schmaler als die der METAL-Anzüge, auch empfand ich sie als recht lang. Dadurch musste ich sie umnähen lassen, damit sie gut gesessen haben. Mir haben die METAL-Anzüge immer besser gefallen, jedoch sieht man vor allem international überwiegend „Super Centurions“. Übrigens: Ab 2016 ist METAL-Equipment nicht mehr in der IPF lizenziert, d.h. es darf in diesem Verband nicht mehr getragen werden.

Auch von INZER gibt es natürlich Anzüge, ich habe hier aber leider keine Erfahrungen. Der „TRX“ soll nicht schlecht sein, wenn man sehr explosiv von unten heraus beugen kann, ansonsten hat INZER auch doppellagige Anzüge im Angebot („Leviathan“), die nicht schlecht sein sollen.

Kreuzhebeanzüge

Hier sieht es ähnlich aus wie bei den Kniebeugeanzügen, vor allem METAL und TITAN treten hier hervor.

TITAN geht hier mit dem „Velocity“ ins Rennen, der sich inzwischen auch hoher Beliebtheit erfreut. Die von TITAN gewohnte enge Passform insbesondere im Hüftbereich bietet den meisten Athleten den bestmöglichen Support.

METAL bietet hier den normalen Deadlifter, den „Viking Deadlifter“ und den „King Deadlifter“ (jeweils auch in einer sumo-Variante) an. Breite Träger und ein nicht zu enger Hüftbereich sind auch hier gegeben, wie bei den Kniebeugeanzügen.

Zu den INZER-Kreuzhebeanzügen kann ich leider gar nichts sagen.

Generell sieht man aber viele Athleten, die ihren Kniebeugeanzug auch zum Kreuzheben benutzen. Manche behaupten gar „Anzug sei Anzug“, aber Unterschiede beim Schnitt sind schon vorhanden. Kreuzhebeanzüge sind eher so geschnitten, etwas weniger Schub aus den Beinen, sondern mehr im mittleren Rückenbereich zu liefern. Übrigens: Mir ist aufgefallen, dass ein umgedrehter METAL-Kniebeugeanzug fast den Schnitt eines Kreuzhebeanzugs aufweist. Was einem mehr liegt liegt in den individuellen Stärken und Schwächen eines Athleten, ich persönlich hebe, wie oben bereits erwähnt, am liebsten mit einem METAL-Kniebeugeanzug, den ich nicht umdrehe.

Bandagen und Gürtel

Diesen Punkt will ich zum Abschluss nur kurz noch ansprechen. Hier ist INZER sehr angesagt, viele Athleten nutzen die Bandagen und Gürtel von dieser Marke (z.b. die „Gripper Knee Wraps“ oder die „Iron Wraps“). Die Bandagen von INZER sind nicht zu hart vom Material und lassen sich gut fest wicklen.

Ich persönlich habe Bandagen von TITAN, hier die „Gold Wraps“ für Handgelenke und auch für die Knie. Diese sind sehr hart und vor Allem die Kniebandagen sehr gewöhnungsbedürftig.

Die recht neue Marke „SBD“ bietet inzwischen auch Bandagen an, die noch sehr neu auf dem Markt sind. Ich hatte vor einigen Tagen die Chance, die festen Handgelenksbandagen (es gibt auch weiche) zu testen und ich fand sie echt extrem hart, härter als die „Gold Wraps“. Ich denke hier wird sich zeigen, ob sich diese aufstrebende Marke auch in diesem Bereich etablieren kann.

Bei Gürteln gibt es keine speziellen Marktführer, hier sieht man sehr verschiedene Gürtel bei den Athleten, meist von INZER oder TITAN. Ich persönlich empfehle durchaus einen sehr harten und dicken Gürtel, als Trainingsgürtel kann jedoch ein etwas dünnerer Sinn machen.