Ein wichtiger Bestandteil unseres Körpers, welcher allgemein in das falsche Licht gerückt wird, aber was macht dieses zum Teil verteufelte Cholesterin denn eigentlich? Auch bekannt unter den Namen Cholesterol (da es eine Alkohol-Gruppe trägt) wird es in die Gruppe der Steroide eingeordnet und ist wohl auch mit das wichtigste Steroid in unserem Körper.
Steroide sind kurz gesagt Substanzen die einen bestimmten Kohlenwasserstoffaufbau aus vier Ringen besitzen, welchen man als Steran bezeichnet und der Gruppe der Fette in unserem Körper zugeordnet wird. Dann noch ein zwei Modifikationen (in Wirklichkeit knapp 20) an dieses Sterangerüst und wir haben unser Cholesterin. Genug der Schwafelei, kommen wir darauf zu sprechen was diese tolle Substanz macht und was Cholesterin eigentlich mit Gallensäuren, dem Testosteronspiegel und unserer Zellmembran zu tun hat. Natürlich wird auch die Bedeutung in der Sporternährung angeschnitten.
Funktion im Körper
Ich möchte euch, auch wenn es mir widerstrebt, nicht mit dem ganzen Kleinkram zupflastern wie und wo denn nun was genau hergestellt wird, sondern alles kurz und knapp anreißen um einen kompakten Überblick zu schaffen. Das Cholesterin ist ein wichtiger Bestandteil unserer Zellmembranen in eigentlich allen Zellen und fast allen Zellkompartimenten unseres Körpers. Es sorgt in unseren Zellmembranen für eine Festigkeit und den gewissen Touch an Fluidität. Im Gegensatz zu unseren grünen Pflanzenfreunden ist unsere Zellmembran nicht durch eine recht starre Zellwand begrenzt und kann daher als flüssig angesehen werden.
Hier schwimmen lauter tolle und wichtige Sachen auf einer 2D-Ebene herum, wie z.B. Proteine für die Glukoseaufnahme, Kanalproteine für Natrium, Rezeptoren für Insulin oder auch Oberflächenmerkmale für das AB0-System unserer Blutgruppen. Diese Beweglichkeit der Zellmembranen ist überlebenswichtig und hier sorgt Cholesterin für Ordnung. Bei sehr eng gepackten Membranen, die viele gesättigte Fettsäuren oder Proteine z.B. Transportsysteme enthält, bringt es eine erhöhte Beweglichkeit in diese, indem es als Platzhalter fungiert und somit Freiraum, durch sein voluminöses Gerüst, in dem Gedrängel schafft. Membranen die sehr viele ungesättigte Fettsäuren besitzen, sind sehr „flüssig“ und müssen verfestigt werden, da klemmt sich das Cholesterin in die Freiräume und verfestigt das ganze System.
Bildung und Transport
Im Prinzip ist fast jede Zelle unseres Körpers in der Lage Cholesterin zu bilden, aber nur ein Organ übernimmt da eine entscheidende Schlüsselrolle…die Leber. Wir können aber auch Cholesterin über die Nahrung aufnehmen und kommen so auf eine grobe Verteilung von rund 30% zugeführtes und 70% selbsthergestelltes Cholesterin in unserem Körper. Der Transport des Cholesterins in unserem Körper erfolgt über sogenannte Lipoproteine. Lipoproteine sind im Prinzip auch nur kleine Zellmembrankügelchen die nicht wasserlösliche Substanzen befördern. Fast jeder kennt mindestens zwei dieser…HDL und LDL. Was genau HDL und LDL neben dem Transport noch bewerkstelligen, möchte ich einmal Nebensache sein lassen. HDL (high density lipoproteins) sorgt hauptsächlich für die Ausscheidung von Cholesterin indem es aus allen Bereichen unserer Körpers Überschüssiges einsackt und zur Leber transportiert. LDL (low density lipoproteins) stellt einen Cholesterinspeicher unseres Körpers dar und kommt bei hoher Cholesterinaufnahme dementsprechend bei dem ein oder anderen in großer Menge in unserem Blut vor und lagert sich dummerweise an unseren Gefäßinnenwänden ab.
Was hat Cholesterin mit Testosteron am Wickel?
Was mir jetzt unter den Fingern juckt ist natürlich der Zusammenhang zu den Steroidhormonen, allen voran das Testosteron. Es wird in den Leydig-Zellen des Hodens und in der Nebennierenrinde gebildet. Wie bereits erwähnt ist das Cholesterin die Vorstufe steroider Hormone und wird im Falle des Testosterons in den oben genannten Regionen modifiziert über mehrere Zwischenstufen. Man stutze hier und dort die Seitenketten des Cholesterins ein bisschen zurecht und kommt über Pregnenolon (zu 17-α-Hydroxypregnenolon und/oder Progesteron, zu Dehydroepiandrosteron und/oder 17-α-Hydroxyprogesteron), zu Androstendion und letztendlich zum Testosteron.
Diese Produktion findet nicht erst nach der Sprossung des ersten Barthaares, oder dem ersten Klecks im Höschen statt, sondern ist schon im Mutterleib aktiv um eine Differenzierung in die männlichen Geschlechtsorgane zu bewirken. Später sorgt es dann für die kleinen Unterschiede indem es uns Bartwuchs und verstärkte Körperbehaarung beschafft, eine Vergrößerung des Kehlkopfes bewirkt oder aber auch die Potenz und die Spermienbildung steigert. Diese vom Cholesterin abgeleiteten Androgene, also Sexualhormone, steigern auch eine Erythropoetin-Ausschüttung und sorgen für unser gestähltes Aussehen nach einem Jahr hartem Workout durch ihre Protein-anabole-Wirkung zur Steigerung des Muskelaufbau.
Ausscheidung
Für den ein oder anderen kommt jetzt natürlich der Gedanke auf, warum man sich nicht mit Cholesterin zuknallt, wenn es schon unerlässlich für unsere Testosteronproduktion ist, aber diese Pläne sollte man lieber verwerfen, da unser Körper in der Norm nur das produziert was er tatsächlich benötigt. Alles andere kommt raus und hier stellt Cholesterin eine gewisse Hürde dar. Wir benötigen zwar knapp 1000mg täglich, aber fast die gleiche Menge muss wieder raus. Es kann von unserem Körper nicht abgebaut werden und wird daher über den Verdauungstrakt ausgeschieden. Das ganze Spektakel wird von der Leber eingeleitet in Form von Gallensäuren und freiem Cholesterin über die Gallenflüssigkeit.
Ein hoher Cholesterinanteil führt in der Regel zu einem Ungleichgewicht und zur Bildung von Cholesterinsteinen, welche natürlich ein gewisses Risiko von Koliken (krampfhafte Schmerzen) mit sich bringen. Einfach nur in den Dünndarm und raus damit wäre zu simpel, aber ganz so einfach ist es bei weitem nicht. Selbst dort erfüllt das zu Gallensäuren umgebaute Cholesterin noch Aufgaben. Es funktioniert hier ähnlich dem Spülmittel aus jeder Küche. Es emulgiert, also vermischt zwei nicht miteinander vermischbare Stoffe, in diesem Fall Nahrungsfette damit die fettspaltenden Enzyme der Bauchspeicheldrüse ihr Werk verrichten können.
Cholesterin & Ernährung
Eier erhöhen den Cholesterinwert und deswegen ist das konsumieren zu vieler Eier ungesund und erhöht die Gefahr von kardiovaskulären Erkrankungen. Das hört man leider allzu oft und es hält sich hartnäckig in den Köpfen vieler Leute. Dabei wurde kein signifikanter und vorallem kein dauerhafter Anstieg des Cholesterinwertes, vorrangig LDL, festgestellt mit dem Bezug auf dauerhaften Konsum von Ei in jeglicher Variation (HELENA-Studie). Was also verursacht bei vielen Menschen einen deutlich erhöhten Cholesterinwert (LDL) im Blut?
Eine Frage die man schlichtweg nicht mit einer Antwort vom Tisch kehren kann und von vielen Faktoren abhängig ist. Zu Beginn sollte man sich vor Augen führen das nicht alle Menschen, weder von Aussehen noch vom Stoffwechsel, gleich sind. Der eine konsumiert non stop Nahrungsmittel, die hohe Cholesterinwerte aufweisen, ohne weitere Nachwirkungen. Aber andere hingegen leiden stark unter erhöhten LDL-Werten. Einer von vielen Gründen könnte eine weniger verminderte Eigenproduktion von Cholesterin bei großzügiger externer Zufuhr sein, wo wir wieder bei der individuellen Stoffwechsellage wären. Diese Problematik kann durch Medikamente zu gewissen Teilen erfolgreich behandelt werden. Durch das hemmen eines Enzyms (HMG-CoA-Reduktase) um die Eigensynthese zu drosseln.
Jetzt freut sich höchstwahrscheinlich der ein oder andere dessen Organismus, ähnlich einer Müllverbrennungsanlage, alles ohne großartige Einwirkungen verwertet, aber man soll sein Glück lieber nicht herausfordern, denn Erkenntnisse über erhöhte LDL-Werte bei massiven Cholesterinkonsum können früher oder später trotzdem auftreten, wie eine schwedische Studie feststellte.
Fazit
Abschließend sei noch gesagt das erhöhte Blutfettwerte nicht gleich einem erhöhten Cholesterinwert (LDL) des Blutes gleichzusetzen sind, denn kurze Zeit nach einer fetthaltigen Nahrung ist das Blut stark fetthaltig und das aufgrund von aufgenommenen Fettsäuren, die dem Körper und letztendlich der Leber zur Verfügung stehen. Gut festzustellen ist das bei einer Blutplasmaspende kurze Zeit nach einem üppigen Mahl, denn leicht klar ist dieses nicht mehr sondern ähnelt eher dem Aussehen von Bananensaft.
Zusätzlich muss man den Medien nicht immer alles glauben. Hier und dort gibt es verlockend gesundklingende Artikel die mit Slogans werben wie fettfreie Gummibärchen und co. Bestes Beispiel für diese eigentlich selbstverständlichen Versprechungen ist die cholesterinfreie Margarine, die wie wir alle wissen aus Pflanzen hergestellt wird. Pflanzen produzieren kein Cholesterin, denn dieses ist nur tierischen Lebewesen vorbehalten, und somit sollte sich auch ohne Versprechungen kein Cholesterin in derselbigen befinden. Eine cholesterinarme Ernährung basiert am ehesten auf Verzicht bzw. verminderter Aufnahme von tierischen Lebensmitteln und nicht auf irgendwelchen pseudoneuerfundenen Designerlebensmitteln – „functional food“.
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Quellen:
- „Biochemie des Menschen“ 5. Auflage „Stryer Biochemie“ 7. Auflage
- HELENA-Studie „http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23848114“
- Animal source food intake and association with blood cholesterol, glycerophospholipids and sphingolipids in a northern Swedish population
- „http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3753141/“
Bildquellen:
Testosteron Wikipedia – User:NEUROtiker
Cholesterin Wikipedia – User:BorisTM