Schlingentrainer sind ein hervorragendes Werkzeug, um zum einen Abwechslung in das Training des gesamten Körpers zu bringen und zum Anderen bei fast jeder Übung einen nicht unerheblichen Vorteil bei der Stärkung der Rumpfkraft mitzunehmen. Zudem sind sie sehr gut in der Rehabilitation von Verletzungen einsetzbar und sind aufgrund ihres geringen Gewichtes und Packmaßes problemlos zu transportieren und können somit hervorragend auf Reisen mitgenommen werden und an den unterschiedlichsten Orten eingesetzt werden. Gerade für Menschen die auf Reisen oder Montage sind bietet sich dieses Trainingsmittel also an.
Mehr Übungsmöglichkeiten als z.b. die bekannten Modelle von TRX bieten Modelle mit einer integrierten Umlenkrolle, wie z.b der Aerosling, welche auch alternierende und unilaterale Übungen ermöglichen. Leider sind alle Geräte der bekannteren Hersteller, egal ob mit oder ohne Umlenkrolle, recht teuer.
Mittlerweile gibt es eine Menge günstige Angebote, bei denen jedoch meist wesentlich weniger hochwertiges bzw. robustes Material Verwendung findet oder aber die Brauchbarkeit durch Einschränkungen bezüglich des Benutzungskomfort geprägt ist.
Mit sehr einfachen Mitteln und geringsten Materialeinsatz kann schon ein Trainer gebastelt werden. Beispiele hierfür könnt ihr hier sehen und auch selber einstellen.
Für einen Bruchteil der Kosten eines Schlingentrainers der renommierten Hersteller und zudem immer noch preisgünstiger als die billigeren Nachbauten anderer Anbieter lässt sich jedoch ein Schlingentrainer in Selbstbauweise realisieren, der sowohl aus hochwertigem, robusten Material besteht und sogar noch im Trainingskomfort Vorteile zu bieten hat.
Diese von mir erdachte Konstruktion trägt den Namen:
Der Matten-Schlinger
Bei der folgenden Bauanleitung orientiere mich in der Hauptsache an Modellen mit einer Umlenkrolle, lasse jedoch gegenüber den bekannten höherwertigen Modellen am Markt noch ein paar Verbesserungen einfließen, die mir in den Sinn kamen. Zur Verwendung kommen ausschließlich hochwertige und sichere Materialien aus dem Klettersport, welche problemlos online bezogen werden können, sowie äußerst robuste Materialien, die in jedem Baumarkt erstanden werden können.
Ich beschreibe zuerst den Bau eines Basismodells und schildere im Anschluss daran noch die eine oder andere Modifikation. Ausgegangen wird in der Bauanleitung von einer Deckenhöhe von 2,5 m und einem dortigen Aufhängepunkt, sowie der alternativen Aufhängemöglichkeit mittels eines Türankers. bei anderen Deckenhöhen muss die Länge der verwendeten Reepschnur (a) angepasst werden.
Benötigtes Werkzeug:
- Rundfeile oder Dremel
- Scharfes Messer
- Feuerzeug
- Bohrmaschine (nur bei Deckenaufhängung)
Materialliste und Preisliste:
Material: Preis je Stück/Geamt:
Seilrolle Mobile Pulley Helios von Alpidex Umlenkrolle 1 Stück 14,99
Karabinerhaken rostfreier Edelstahl V4A 5x50mm mit Sicherheitsmutter 3 Stück * 3,41/10,23
Edelrid Powerloc Expert SP Reepschnur (a) 8mm 4 Meter ** 1,39/5,56
Tendon Reepschnur (b) 6mm 2 meter ** 0,94/1,88
Elliot ST Bandschlinge Dyneema 80 cm 3 Stück 5,01/15,03
Rohrdoppelnippel, verzinkt, 3/4″, 150mm: 2 Stück *** 1,80/3,60
Inklusive Versandkosten (wie verlinkt über Amazon) komme ich auf einen Gesamtpreis von etwa 50 €
* Natürlich können hier auch herkömmliche Karabinerhaken aus dem Baumarkt verwendet werden, um den Gesamtpreis zu verringern. Bastler mit geringeren finanziellen Mitteln, die eventuell noch solche Karabinerhaken herumliegen haben, könnten darauf zurückgreifen. Solche Karabinerhaken sollten in aller Regel auch ausreichend sein, bieten jedoch nicht die im Klettersport vorhandenen Sicherheitbestimmungen und sind in der Bedienung etwas unpraktischer.
** Bei den Reepschnüren können auch etwas dünner Durchmesser gewählt werden, erfahrungsgemäß ist die Höhenverstellbarkeit der Griffe jedoch bei den genannten Durchmessern am komfortabelsten. Wichtig bei anderen Durchmessern ist, dass das längere Seil auf jeden Fall einen größeren Durchmesser hat als das kürzere Seil, weil ansonsten der verwendete Knoten nicht funktioniert.
*** Den Höchstpreis für Doppelnippel, den ich in einem hiesigen Baumarkt gesehen habe, lag bei 2,10 €. dementsprechend würde sich der Gesamtpreis noch marginal erhöhen können. Wer die Doppelnippel, die als Griffstücke Verwendung finden aus ästhetischen Gründen noch lackieren möchte muss ebenfalls noch in Lack investieren.
Materialfoto:
Bebilderte Bastelanleitung:
1. Die Griffe:
Wichtig ist es die Rohrstücke (Rohrdoppelnippel) mittels der Rundfeile (ich habe mein billiges Dremel Plagiat dafür verwendet) gut zu entgraten, damit die Bandschlinge nicht beschädigt wird. Eine optionale Lackierung mittels Acryllack kann die Gleiteigenschaften der Bandschlinge im Rohr weiter verbessern. Dabei ist es jedoch wichtig die verzinkte Rohroberfläche mittels Salmiakgeist oder einer anderen Lauge vorzubereiten. Die Bandschlinge wird einfach durch das Rohr gezogen und die beiden Enden werden mittels des Karabinerhakens miteinander verbunden.
2. Das Hauptseil (8 mm):
Eine Länge von 4 m bietet sich bei einer Deckenhöhe von 2,5m an, damit die Griffe letztendlich, bei maximaler Einstellung, knapp über dem Boden hängen. Hat die Decke eine andere Höhe so empfiehlt es sich zuerst die Umlenkrolle an einem Schaukelhaken aufzuhängen und die Reepschnur über die Umlenkrolle zu legen und die Länge dann entsprechend auszuwählen. Denkt daran nach dem Schneiden von Reepschnur die Enden mittels eines Feuerzeuges wieder zu versiegeln, damit zu verhindern, dass sich die Seile aufribbeln. An die beiden Enden des Hauptseiles würde ich einen einfachen knoten zur Begrenzung setzen.
3. Verbindung zwischen Hauptseil und Griffen:
Die Verbindung des Hauptseiles mit den Griffen wird mittels einer Prusikschlinge realisiert. Hierfür wird die zweite Reepschnur (6 mm) erst in zwei 70 cm lange Stücke geteilt (wieder an das Versiegeln mit dem Feuerzeug denken!). Dann werden aus den beiden Stücken unter Zuhilfenahme eines Sackstiches eine Schlaufe geschlagen.
Die beiden Schlaufen werden nun unter Zuhilfenahme eines Prusikknoten mit dem Hauptseil verbunden. Der Prusik lässt sich, wenn man ihn direkt greift, problemlos mit geringem Kraftaufwand stufenlos am Hauptseil verschieben, greift man jedoch in die Schlaufe oder zieht nur an einem ende der Schlaufe, so zieht sich dieser Klemmknoten sicher fest. Für schwerere Trainierende (über 80 kg) empfiehlt es sich den Prusik mit einer zusätzlichen Wicklung auszuführen, wie es ebenfalls im obigen Link zu sehen ist.
Die Griffe hängt man nun mit den Karabinerhaken in die Prusikschlaufen.
4. Hauptseil in die Umlenkrolle einhängen:
Nun muss das Hauptseil nur noch mittels eines Karabinerhaken über die Umlenkrolle gelegt werden und mit einer Bandschlinge an der Deckenbefestigung, z.B. Schaukelhaken eingehängt werden:
5. Fertig:
So sieht dann der fertige Schlingentrainer aus:
6. Der große Vorteil (absolut rutschfeste Fixierung der Füße):
Ein wesentlicher Vorteil des Matten-Schlingers gegenüber allen kommerziellen Modellen, die mir bekannt sind, ist eine absolut rutschfeste Fixierung der Füße im Schlinger. Dazu werden die Griffstücke bzw. Rohrstücke entfernt und die Bandschlinge mit einem Ankerstich um das Fußgelenk gelegt. Das andere Ende der Bandschlinge wird dann einfach wieder in den Karabinerhaken eingehängt:
7. Türanker (Modifikation 1)
Die Befestigung des Gerätes mit einem Türankers anstatt der Deckenbefestigung stellt keinerlei Problem dar und ist in Sekundenschnelle realisiert. Dafür wird einfach die Bandschlinge für die obere Befestigung mit dem schon bekannten Ankerstich um ein ca. 10 cm Stück eines Besenstieles oder eines sonstigen zylindrischen Objektes (im Bild ist ein alter Sprungseilgriff zu sehen – Zur Schonung der Oberfläche der Tür kann auch durchaus ein aufgerolltes Handtuch verwendet werden) gelegt und in der Tür eingeklemmt und schon ist ein sicherer und überall einsetzbarer Befestigungspunkt verwirklicht. Wichtig ist, dass immer auf der Seite der Tür trainiert, zu der sich die Tür schließt, damit man sich nicht noch das Türblatt ausreißt.
8. Verwendung von zwei Umlenkrollen (Modifikation 2)
Es ist auch durchaus möglich zwei Umlenkrollen zu verwenden, um zu verhindern, dass das Hauptseil nach oben aufeinander zuläuft und somit z.B. an den Oberarmen scheuert. Im Bild seht ihr das ganze mit zwei Bandschlingen an einer schon vorhandenen Klimmzugstange realisiert. Zu beachten ist, dass zwei Umlenkrollen eine erhöhte Reibung verursachen.
Ich hoffe ich konnte euch ein bisschen zum Basteln animieren und es würde mich sehr freuen demnächst im Forum zu lesen, dass es User gibt, die fortan Spaß beim Training mit dem Matten-Schlinger haben.